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" Bordell Nautique " - Ringelnatz & andere Maritimit​ä​ten ________ [Ein​-​Personen​-​St​ü​ck]

by Thomas Lautenknecht

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1.
Land in Sicht (Matrosensang) Kameraden, vorbei ist das Fasten, Ich sehe den Leuchtturm durchs Glas. Schon flattern um unsere Masten Die Möwen. Im Wasser schwimmt Gras. Schon steigen die Türme vom Hafen Wie Kräuterkäse grün aus dem Grau. Old sailorboys, heute Nacht schlafen Wir alle an Land bei der Frau. Vielleicht noch tanzen wir heute Und saufen, soviel uns behagt. Wir haben als Fahrensleute Solang dem Vergnügen entsagt. Hei ho! Macht euch sauber, Matrosen! Bald tritt auf den Kampfplatz der Stier. Die besten Hemden und Hosen Warten steif auf die Mädchen am Pier. Schon seh ich die Tücher sie schwenken. Denn jeder von uns ist ein Held Und naht sich mit Auslandsgeschenken. Hei ho! Heut’ abend rollt Geld!
2.
An Berliner Kinder Was meint ihr wohl, was eure Eltern treiben, Wenn ihr schlafen gehen müßt? Und sie angeblich noch Briefe schreiben. Ich kann's euch sagen: Da wird geküßt, Geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen, Da schleichen verdächtige Gäste herbei. Da wird jede Stufe der Unzucht durchmessen Bis zur Papagei-Sodomiterei. Da wird hasardiert um unsagbare Summen. Da dampft es von Opium und Kokain. Da wird gepaart, daß die Schädel brummen. Ach schweigen wir lieber. – Pfui Spinne, Berlin!
3.
aus: Sieben Lieder einer Heimfahrt VI. An Land, die Whiskyberauschten a_______________________d6 Wir sind betrunken wie die Wellen H7__________E Im Stillen Ozean. a____________________d6 Das hat uns armen Gesellen [H°_______E] ______a____ > g fis e Der Whisky angetan. F_________________f Wir glotzen in das Leben C Wie ein gekochter Fisch. ______[a____d]_____E Wenn wir uns jetzt erheben. [d_______E]_____a__________E ! liegen wir unterm Tisch So bleiben wir lieber noch sitzen. Und trinken immer noch mehr. Und unsere Nasen schwitzen Sehr. Wir glotzen in das Leben Wie ein gekochter Fisch. Wenn wir uns jetzt erheben. liegen wir unterm Tisch Chorus I a I d6 I H7 I E I I a I d6 I H° E I a E I Wir wollen alle, alle nur noch lallen. Und brüllen wie ein Rind, Daß wir den Leuten gefallen, Die nüchtern sind.
4.
Seefahrt 02:48
Wie viele Gedanken begleiten, Erwarten die Schiffe, hin, her, von Land! Manchmal gleichen auf See die Zeiten Dachzimmerchen ohne Wand. Wenn Schiffe verschollen geblieben, Untergegangen sind, Fragt niemand mehr: Welcher Wunsch, welcher Wind Hat das Schiff in die Ferne getrieben? Was ist's, was die Schiffe meistert, durch die Möglichkeiten sie leitet? Der Mut, der den Weltblick begeistert, Rauhleben, das Kleinblicke weitet. Mit Ehrlichkeit durch Gefahr. - Vielleicht ist das morgen nicht mehr. Doch Seefahrt, wie vordem sie war, War wunderbar. Roch nach Gewürzen & Teer.
5.
Kuttel Daddeldu und die Kinder Wie Daddeldu so durch die Welten schifft, Geschieht es wohl, daß er hie und da Eins oder das andre von seinen Kindern trifft, Die begrüßen dann ihren Europapa: »Gud morning! – Sdrastwuide! – Bong Jur, Daddeldü! Bon tscherno! Ok phosphor! Tsching–tschung! Bablabü!« Und Daddeldu dankt erstaunt und gerührt Und senkt die Hand in die Hosentasche Und schenkt ihnen, was er so bei sich führt, – – Whiskyflasche, Zündhölzer, Opium, türkischen Knaster, Revolverpatronen und Schweinsbeulenpflaster, Gibt jedem zwei Dollar und lächelt: »Ei, ei!« Und nochmals: »Ei, Ei!« – Und verschwindet dabei. Aber Kindern von deutschen und dänischen Witwen Pflegt er sich intensiver zu widmen. Die weiß er dann mit den seltensten Stücken Aus allen Ländern der Welt zu beglücken. Elefantenzähne – Kamerun, Mit Kognak begoss'nes malaiisches Huhn, Aus Friedrichroda ein Straußenei, Aus Tibet einen Roman von Karl May, Einen Eskimoschlips aus Giraffenhaar, Auch ein Stückchen versteinertes Dromedar. Und dann spielt der poltrige Daddeldu Verstecken, Stierkampf und Blindekuh, Markiert einen leprakranken Schimpansen, Lehrt seine Kinderchen Bauchtanz tanzen Und Schiffchen schnitzen und Tabak kauen. Und manchmal, in Abwesenheit älterer Frauen, Tätowiert er den strampelnden Kleinchen Anker und Kreuze auf Ärmchen und Beinchen. Später packt er sich sechs auf den Schoß Und läßt sich nicht lange quälen, Sondern legt los: Grog saufen und dabei Märchen erzählen; Von seinem Schiffbruch bei Helgoland, Wo eine Woge ihn an den Strand Auf eine Korallenspitze trieb, Wo er dann händeringend hängenblieb. Und hatte nichts zu fressen und saufen; Nicht mal, wenn er gewollt hätte, einen Tropfen Trinkwasser, um seine Lippen zu benetzen, Und kein Geld, keine Uhr zum Versetzen. Außerdem war da gar nichts zu kaufen; Denn dort gab's nur Löwen mit Schlangenleiber, Sonst weder keine Menschen als auch keine Weiber. Und er hätte gerade so gern einmal wieder Ein kerniges Hamburger Weibstück besucht. Und da kniete Kuttel nach Osten zu nieder. Und als er zum drittenmal rückwärts geflucht, Da nahte sich plötzlich der Vogel Greif, Und Daddeldu sagte: »Ei wont ä weif.« Und der Vogel Greif trug ihn schnell Bald in dies Bordell, bald in jenes Bordell Und schenkte ihm Schlackwurst und Schnaps und so weiter – So erzählt Kuttel Daddeldu heiter, – Märchen, die er ganz selber erfunden. Und säuft. – Es verfließen die Stunden. Die Kinder weinen. Die Märchen lallen. Die Mutter ist längst untern Tisch gefallen, Und Kuttel – bemüht, sie aufzuheben – Hat sich schon zweimal dabei übergeben. Und um die Ruhe nicht länger zu stören, Verläßt er leise Mutter und Göhren. Denkt aber noch tagelang hinter Sizilien An die traulichen Stunden in seinen Familien.
6.
Matrosensang 03:17
Matrosensang. Steuermann, ach Steuermann. Mein Herz ist gar so schwer. „So bind eingut Stück Eisen dran Und wirf es über Bord ins Meer.“ Ob meine schwangere Liebste weint? Eine Trän? Zwei Trän? Drei Trän? Ho! Meine krumme Mutter meint, Ich sei ein reicher Kapitän. Ist Mutters Haus mit Stroh gedeckt, Wie sie sich freuen kann. Doch wie ein Sturm mit Branntwein schmeckt, Das geht sie einen Hundsdreck an.
7.

about

nächster Termin:

vorerst keine weiteren Vorstellungen geplant

" Bordell Nautique "
RINGELNATZ und andere Maritimitäten
[ ein Hafenkneipenabend ]

1 Personen Stück nach Motiven und mit Gedichten
von Joachim Ringelnatz

Thomas Lautenknecht spielt, knarrt und säufzt sich durch maritime und kontinentale Gedichte des sächsischen Dichters Joachim Ringelnatz, er berichtet vom Seemann Kuttel Daddeldu, vom Mädchen mit dem Muttermal und der unsterblichen Liebe zu seiner seiner längsten Braut, er schreibt aus Hongkong, philosophiert in Hamburg, berät seinen Enkel Heini, besucht seine Kinder, beshantiet die Hochseekuh und erzählt umgeben von maritimen Requisiten allerlei Seemannsgarn und spinnt morsche Fäden
aus seiner Zeit auf Kreuzfahrtschiffen in der Ostfriesischen
Korallensee und dem Steinhuder Meer.

***
Joachim Ringelnatz ( eigentlich Hans Gustav Bötticher ) geb. 1883
in Wurzen gest. 1934 in Berlin war ein deutscher Schriftstelller,
Kabarettist und Maler, der vor allem für seine humoristische Lyrik,
wie die ‘Turngedichte’ oder Gedichte um den Seemann
Kuttel Daddeldu bekannt ist.
***

Spiellänge ca. 90 min mit Pause nach ca. 45-50 min


Es war einmal ein Segelboot.
Der Mast gebrochen, große Not!
Die Haie kreisen um das Schiff.
Direkt voraus ein großes Riff.
Loch im Boot,
Nässe droht !

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Idee, Aussstattung,
Inszenierung & Kompositionen: Thomas Lautenknecht

Bühne, Licht und Technik: Ronny Schönherr



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vergangene Vorstellungen:

2023

22. April Zahnrad&Zylinder e.V. Burgstr. Meißen

2021

15. August Ringelnatzsommer Museum Wurzen

2019

08. September Schloß Albrechtsberg Dresden
15. Juni Rathewalder Mühle
14. Juni Grillparzerhaus Dresden
9. März Spielbühne Freital
8. März Spielbühne Freital

2018

22. September Plinzmühle Milda

2017

04. März AugustTheater Dresden
24. Februar NEUES JANETÆUM Dresden
15. Januar AugustTheater Dresden

2016

24. November Pension Nebenan Dresden
30. Oktober PGH Aufführung Chemnitz
15. Oktober Bahnwärterhäuschen Tharandt
16. Juli Bach-Haus Arnstadt Künste in Haus & Hof
05. Juni Limbach-Oberfrohna PGH Vorstellung
04. Juni Kulturwerkstätten Johanneshof Hainichen
23. April Gemeindesaal Dorfchemnitz
15. April AugustTheater Dresden
09. April Hotel Goldener Löwe Meißen
31. Jänner AugustTheater Mimenbühne

2015

04. Dezember Kulturmühle Bischheim
29. November Waldpark Pirna
21. Juni AugustTheater Dresden
22. Mai Dresden AUGUSTTheater
24. April Kulturmühle Bischheim
21. März Görlitz Camillo Kultur.Kneipe
14. März AugustTheater Dresden PREMIERE

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released March 14, 2015

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Thomas Lautenknecht Dresden, Germany

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